Die Videoskulptur „Shift“ zeigt eine ca. 9-minütige Sequenz, in der ein Mann im freien Fall durch einen vertikalen Raum stürzt und – kurz, bevor er den Boden berührt – auf wundersame Weise wieder empor “fliegt“. Mit dem „freien Fall“ wird hier eines der häufigsten cineastischen Bewegungsmotive gezeigt. Die farbliche Reduktion auf Schwarzweiß betont das Zeichenhafte des Geschehens. Die starke Verlangsamung erlaubt dem Betrachter dem minutiös inszenierten Motiv zu folgen. Denn der Fall im leeren Raum und das darauf folgende Hochfliegen sind keine einfache Wiederholung, sondern ein Loop von acht verschiedenen Einstellungen. Achtmal werden wir Zeuge dieser Szene, jeweils in einer geringfügig anderen Variante. Das „Shifting“ spielt die Abweichungsvarianten durch und verweist zugleich auf die übliche Filmpraxis, zahlreiche „Takes“ von einer Szene zu nehmen. Es gibt keine Anzeichen wo dieser Sturz stattfindet, ob von einer Brücke oder einem Dach oder aus einem Zug. Durch die Herauslösung der Szene aus ihrem möglichen Kontext wird eine poetische Konstante offengelegt, die Grundlage allen Filmschaffens ist: die Fiktion als „handgemachte“ Konstruktion. (Gabi Schaffner)
We see a sequence of approx. 9 minutes, in which a man plunges in free fall through a vertical space and – just before he touches the ground – miraculously „flies“ back upwards. With the free fall, „Shift“ represents one of the most frequently used cinematic motifs of motion. The reduction of colors to black and white serves to emphasize the emblematic character of the situation. The rather slow motion of the sequence allows the viewer to closely follow the meticulously staged motif. This free fall into empty space and the subsequent rising are not mere repetition, but actually a loop consisting of eight different settings. Eight time in a row, we witness this scene, each time in a slightly different variation. The „shifting“ illustrates the deviation variants of the scene, while referring to the common cinematic practice of producing numerous takes of one and the same scene. There are no indications as to where this fall could be taken place, bei t from a bridge, a roof or a train. By extracting the scene from ist possible context, a poetic constant is revealed that constitutes the basis of all filmmaking: fiction as a „hand-made“ construction.